Die Geschichte der Massage

Seit Jahrtausenden spielt die Massage bei der Behandlung von Kranken, Verletzten, aber auch Athleten eine wichtige Rolle. Manche Fachleute sehen in ihr die Urform der „Behandlung“ überhaupt. Instinktiv reibt oder streicht der Mensch zur Linderung von Schmerzen eine schmerzende Körperstelle.

Für die Ärzte der alten Griechen und Römer war Massage dabei ein ganz wichtiges Mittel. Im frühen 5. Jahrhundert vor Christus schrieb Hippokrates – der „Vater der Medizin“: „Der Arzt muss in vielen Dingen erfahren sein, gewiss aber im Reiben. Denn Reiben kann ein Gelenk festigen, das zu locker ist, und ein Gelenk lockern, das zu steif ist.“ 

Plinius, der bekannte römische Naturforscher, wurde zur Linderung seines Asthmas regelmässig abgerieben, und Julius Caesar, der an Epilepsie litt, liess sich täglich am ganzen Körper gegen seine Neuralgie und seine Kopfschmerzen kneten. Nach dem Niedergang Roms im 5. Jahrhundert nach Christus gab es in Europa auf dem Gebiet der Medizin nur geringe Fortschritte; es blieb den Arabern überlassen, die Lehren der klassischen Welt zu studieren und weiterzuentwickeln. Avicenna, der arabische Philosoph und Arzt des 11. Jahrhunderts, bemerkte in seinem Canon, Ziel der Massage sei es, „die Abfallstoffe zu beseitigen, die sich in den Muskeln befinden und nicht durch Bewegung ausgeschieden werden“.

Im Mittelalter hörte man in Europa wenig von Massage. Im 16. Jahrhundert wurde sie wiederbelebt, hauptsächlich durch die Arbeit eines französischen Arztes, Ambroise Paré. Dann, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, entwickelte ein Schwede namens Per Henrik Ling das, was heute als „Schwedische Massage“ bekannt ist: Ein System aus Gymnastik, Physiologie und den chinesischen, ägyptischen, griechischen und römischen Techniken. 1813 wurde die erste höhere Schule, die Massage als Teil des Lehrplanes umfasste, in Stockholm eingerichtet; von da an verbreiteten sich Institute und Bäder, in denen massiert wurde, auf dem ganzen Kontinent. Heute wird der therapeutische Wert der Massage in der ganzen westlichen Welt sowohl von Laien als auch von Fachleuten anerkannt.

Die Geschichte der Massage aus historischer Sicht
Betrachten wir Massage allgemein aus historischer Sicht, so können wir sagen, dass es sich um das „älteste Heilmittel“ der Menschheit handelt. Allein aus dem Grunde, dass sich der Reflex im Menschen erhalten hat, automatisch an jene Stelle mit den Händen zu fassen, an denen Schmerz auftritt. So schreibt Kirchberg (1926) in seiner „Geschichte und Kritik der Massage und Heilgymnastik“ :

„Wie jeder Mensch instinktiv eine geschwollene und deshalb schmerzende oder gestossene Stelle seines Körpers reibt oder drückt und so versucht, den durch die Spannung verursachten Schmerz zu mindern, so wird dieses instinktives Mittel wohl auch als Heilmittel zu allen Zeiten angewandt worden sein. Und wo aus der empirisch gewonnenen Heilkunst eine wissenschaftlich sich mit Theorien befassende Heilkunde wurde, wurde selbstverständlich auch dieses Heilmittel, die Massage, theoretisch ausgebaut und verwertet.“

Als älteste gesicherte Quelle für physiotherapeutische Behandlungsmethoden gilt die Ära des chinesischen Arztes Huang-ti (um 2600 v.Chr.). Sein medizinisches Kompendium war ein Standardwert über Tausende von Jahren für alle Phasen von Krankheit, eingeschlossen Prävention und Rehabilitation. Später in der Han- und Tang-Zeit (620 n.Chr.) wird die Massage mehrfach als Heilmethode in der chinesischen Literatur erwähnt und als Unterrichtsfach an den medizinischen Schulen gelehrt.

Auch im ägyptischen Reich findet man Darstellungen von Massage. Laut Hentschel z.B. auf einem Relief aus der 6. Dynastie um 2300 v.Chr..

Bei den Griechen galt die Gesundheit als das grösste Geschenk der Götter. So sprach Sophokles: „Das Schönste von allem ist gerecht zu sein, das Beste ohne Siechtum zu leben.“ Die römischen Ärzte übernahmen viele medizinische Grundkenntnisse der Griechen und bauten die Bäderheilkunde systematisch aus. Die Heilkraft der Quellen wurde hierbei in den Vordergrund gestellt. Angegliedert an die Baderäume gab es eine Vielzahl von Nebenräume für Massagen und Salbungen.

So war das Erfolgsrezept des Mediziners Asklepiades im zweiten vorchristlichen Jahrhundert in Rom: Diät-Massage-Hydrotherapie.

Zur Zeit der Völkerwanderung (375- 911 n.Chr.) verschwindet die römische Badekultur und die damit verbundene physiotherapeutische Anwendung fast vollständig. Im 14.Jahrhundert erlebt sie eine erneute kurze Blüte, aber nur um in einer sittlichen Entgleisung in den Badestuben zu Anfang des 15. Jahrhunderts auszuarten. Die sich in diesen Badehäusern schnellstens verbreitende Syphilis tat noch ein übriges daran, dass die Wohltat der „historischen“ Badestube mit den dazugehörigen Anwendungen schnell in Vergessenheit gerieten.

Die Kunst der Massage und manuellen Behandlung verschwindet aus dem Wissensschatz der westlichen Medizin. Erst die ägyptischen Feldzüge von Bonapartes Armeen (1798) brachten aus den türkischen Bädern eine ihnen völlig unbekannte Behandlungsform mit, die sie „Massement“ nannten.

Die Anwendungen die heute als klassische oder schwedische Massage bekannt sind werden auf den Begründer des Zentralinstitutes für Heilgymnastik und Massage in Stockholm P.H. Ling (1776 – 1839) zurückgeführt.

Eine regelrechte Massageeuphorie wurde jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Arzt Metzger in Amsterdam ausgelöst. Seinen medizinischen Vorträgen und Abhandlungen ist es wohl auch zu verdanken das die Massage wieder zu medizinischer Bedeutung im Westen kam. Es folgten fast unzählige Abhandlungen bekannter Ärzte über die vielfältigen Wirkungen der Massage.

Erstmals wurde 1937 von Prof. Kohlrausch die Beeinflussung innerer Organe durch gezielte Massagebehandlungen beschrieben. Auslöser für seine Forschung über Muskelreflexzonen waren die Erfolge der Eigenversuche von der Physiotherapeutin Elisabeth Dicke (1884 – 1952). Sie entwickelten daraufhin die Bindegewebsmassage die eine reflektorische Heilwirkung auf erkrankte Organe hat.

Etwa zur selben Zeit wurde die Periostbehandlung von P.Vogler erarbeitet. Von 1932 – 1936 spezialisierte der Däne Emil Vodder einen Teilbereich der Massage zur „manuellen Lymphdrainage“. Allerdings vergingen noch 40 Jahre bevor das erste Lehrbuch über dieses Verfahren erschien.

Die „Königin der physikalischen Therapie“, wie die Massage von dem Naturarzt Ulrich Abele bezeichnet wurde, ist heute die erste Wahl im Rahmen der Prävention.

 

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